Antihelden in Literatur und Film verstehen
Antihelden sind Protagonisten, denen traditionelle heroische Qualitäten fehlen. Sie können fehlerhaft, widersprüchlich oder sogar moralisch mehrdeutig sein. Diese Charaktere treffen oft Entscheidungen, die nicht unbedingt richtig oder falsch sind, sondern eher von ihren eigenen Motivationen und Wünschen bestimmt werden. Antihelden finden sich in der Literatur, im Film und in anderen Formen des Geschichtenerzählens.
Der Begriff „Antiheld“ wurde erstmals in den 1950er Jahren vom Kritiker und Gelehrten Lionel Trilling geprägt. Trilling argumentierte, dass der Antiheld ein neuer Protagonistentyp sei, der in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg als Reaktion auf die sich verändernde soziale und politische Landschaft entstand.
Einige gemeinsame Merkmale von Antihelden sind:
1. Fehler und Schwächen: Antihelden sind oft unvollkommen und haben Fehler, die sie sympathischer und menschlicher machen.
2. Moralische Ambiguität: Antihelden befolgen möglicherweise nicht immer traditionelle Moralkodizes oder treffen moralisch richtige Entscheidungen.
3. Eigeninteresse: Antihelden werden oft von ihren eigenen Wünschen und Motivationen angetrieben und nicht von altruistischen Zielen.
4. Konflikt: Antihelden geraten oft in Konflikt mit der Gesellschaft, Autoritätspersonen oder anderen Charakteren.
5. Mangel an klarer Identität: Antihelden sind möglicherweise unsicher über ihre eigene Identität oder Werte.
Beispiele für Antihelden sind:
1. Tony Soprano aus „The Sopranos“ (Fernsehserie) – ein Gangsterboss, der mit Depressionen und familiären Problemen zu kämpfen hat.
2. Walter White aus „Breaking Bad“ (TV-Serie) – ein Chemielehrer an einer High School, der zum Meth-Boss wurde und im Verlauf der Serie immer rücksichtsloser und amoralischer wird.
3. Don Draper aus „Mad Men“ (TV-Serie) – ein Werbefachmann mit einer bewegten Vergangenheit und einem Hang zum Womanizing.
4. Travis Bickle aus Taxi Driver (Film) – ein psychisch instabiler Vietnamkriegsveteran, der davon besessen ist, eine junge Prostituierte zu retten.
5. Hannibal Lecter aus „Das Schweigen der Lämmer“ (Film) – ein brillanter Psychiater und kannibalischer Serienmörder, der einem jungen FBI-Agenten hilft, einen weiteren Mörder zu fangen.